Rötet sich das Gesicht nach dem Genuss von Alkohol oder bleibt der Kater tagelang erhalten, leidet der Körper unter einer Alkoholunverträglichkeit.
Alkoholunverträglichkeit
Worum handelt es sich bei einer Alkoholunverträglichkeit?
Bei der Alkoholunverträglichkeit handelt es sich um eine gestörte Verstoffwechselung von Alkohol. Der Körper kann den Alkohol nicht ausreichend abbauen, Giftstoffe reichern sich im Organismus an und lösen teilweise erhebliche Beschwerden aus.
Was ist Alkohol?
Bei Trinkalkohol handelt es sich chemisch gesehen um Ethanol, also um einwertigen Alkohol. Der Stoff mit der Summenformel C2H6O ist bei Raumtemperatur flüssig und würzig im Geruch. Die leicht entzündliche Substanz hat einen brennenden Geschmack und wird zumeist aus zucker- und stärkereichem Obst oder anderen Gartenerzeugnissen durch Gärung hergestellt.
Durch seine Eigenschaften ist Alkohol nicht nur ein Genussmittel, sondern wird auch als Lösungsmittel, als Träger für Duftstoffe und Aromen sowie zur Konservierung, in Medikamenten und in Kosmetika eingesetzt.
Allerdings ist Alkohol auch gefährlich, da er bei ausreichend langer Exposition als Lebergift eingestuft wird und nicht nur diesem Organ erhebliche Schäden zuführen kann.
Wie viele Menschen sind von einer Alkoholunverträglichkeit betroffen?
In Deutschland ist die Alkoholunverträglichkeit mit einer regional leicht variierenden Häufigkeit von 0,003 bis 0,008 Prozent ausgesprochen selten. Anders im asiatischen Raum, wo eine genetische Prädisposition deutlich häufiger für eine Alkoholintoleranz sorgt.
Eine geschlechtsabhängige Neigung scheint es hingegen nicht zu geben, Männer und Frauen sind nahezu gleich häufig von der Alkoholintoleranz betroffen.
Ursachen und Risikofaktoren einer Alkoholunverträglichkeit
Was passiert bei einer Alkoholunverträglichkeit im Körper?
Alkohol wird im Körper durch die beiden Enzyme Alkoholdehydrogenase und Aldehyd-Dehydrogenase – kurz auch als ADH und ALDH bezeichnet – in zwei Stufen abgebaut. Zunächst wird Ethanol in der Leber durch ADH zu der giftigen Zwischenstufe Acetaldehyd abgebaut. Diese sorgt unter anderem für die typischen Symptome eines Katers. Im Anschluss wird Acetaldehyd durch das Enzym ALDH in ungiftiges Acetat (Essigsäure) abgebaut. Diese wird schlussendlich über die Ausscheidungsorgane und die Haut als Wasser und Kohlenstoffdioxid aus dem Körper ausgeschieden.
Bei einer Alkoholintoleranz liegt ein Mangel oder aber eine Instabilität der beiden nötigen Enzyme vor. Hierdurch werden die giftigen Stoffe Ethanol und / oder Acetaldehyd im Körper angereichert. Diese sorgen für Euphorie und Enthemmung, aber auch für Desorientierung, verminderte Urteilskraft, Sprachstörungen und weitere Symptome. In schweren Fällen kann es sogar zu Bewusstlosigkeit bis hin zum Koma kommen, da der Körper vergiftet wird. Hierdurch sind auch Organschäden möglich.
Welche Arten der Alkoholunverträglichkeit gibt es?
Grundsätzlich werden drei Arten der Alkoholunverträglichkeit unterschieden, abhängig von der auslösenden Ursache. Zu diesen gehören:
-
Genetisch bedingt: Die Alkoholintoleranz ist angeboren, die nötigen Enzyme ADH und ALDH werden nicht in ausreichendem Maße gebildet. Gerade bei asiatischer Abstammung tritt diese Form der Alkoholunverträglichkeit sehr häufig auf.
-
Übermäßiger Konsum beziehungsweise Organschäden: Sind Leber und / oder Nieren durch übermäßigen Konsum von Alkohol, Autoimmunerkrankungen oder andere Einflüsse geschädigt, sind der Abbau und die Ausscheidung eingeschränkt.
- Chemisch / medikamentös: Beim gleichzeitigen Konsum von Alkohol und der Einnahme von bestimmten Medikamenten kann es zu Wechselwirkungen und damit zu einer Alkoholunverträglichkeit kommen. Diese ist in der Regel aber vorübergehend. Müssen die Medikamente nicht mehr eingenommen werden, kann Alkohol wieder vertragen werden. Damit stellt diese Art der Alkoholintoleranz eine Ausnahme dar.
Welche Risikofaktoren begünstigen die Entstehung einer Alkoholunverträglichkeit?
Wie bereits bei den Ursachen der Alkoholintoleranz beschrieben, handelt es sich auch bei den Risikofaktoren um:
- Die genetische Prädisposition
- Den übermäßigen Konsum von Alkohol
- Die Schädigungen der Organe, beispielsweise durch Autoimmunerkrankungen
- Die Wechselwirkung mit bestimmten Medikamenten
Symptome einer Alkoholunverträglichkeit
Welche Symptome treten bei einer Alkoholunverträglichkeit auf?
Die typischen Symptome einer Alkoholintoleranz sind:
- Rötungen und Schwellungen des Gesichts
- Kopfschmerzen
- Steigerung der Herzfrequenz bis hin zu Herzrasen
- Beschwerden des Verdauungstraktes, wie Erbrechen, Durchfall und Übelkeit
- Extrem gesteigerte Durchblutung und Gefäßerweiterung sowie Wärmeabstrahlung (Hyperthermie)
- Tagelang anhaltende „Kater“-Beschwerden, wie Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen
- Starke Desorientierung und Sprachstörungen
- Eingeschränkte Urteilsfähigkeit
- “Aufgedrehtes” Verhalten
- Erinnerungsschwierigkeiten bis hin zum “Filmriss”
- Verlust des Bewusstseins
All diese Symptome könnten auch auf einen kurzzeitigen, übermäßigen Konsum zurückzuführen sein – bei einer bestehenden Alkoholunverträglichkeit reichen jedoch bereits winzige Mengen Ethanol aus, um die genannten Beschwerden auszulösen.
Wann solltest Du bei einem Verdacht auf eine Alkoholintoleranz zum Arzt gehen?
Ein Arztbesuch ist immer dann angeraten, wenn die oben genannten Symptome auftreten. Dies gilt nicht nur für Beschwerden nach dem Konsum von Alkohol oder alkoholhaltigen Speisen beziehungsweise Mitteln.
Diagnose einer Alkoholunverträglichkeit
Wie wird eine Alkoholunverträglichkeit festgestellt?
Die Feststellung einer Alkoholunverträglichkeit erfolgt in der Regel über die Selbstdiagnose. Hierzu muss genau beobachtet werden, wann welche Symptome auftreten und wie viel Alkohol dazu führte.
Auch die Art des Alkohols sollte notiert werden, um mögliche andere Nahrungsmittelunverträglichkeiten ausschließen zu können.
Behandlung einer Alkoholunverträglichkeit
Kann eine Alkoholunverträglichkeit behandelt werden?
Nein, Abhilfe schafft nur der Verzicht auf Alkohol. Eine Ausnahme stellt hier die chemisch bedingte Alkoholunverträglichkeit dar – wenn also die Einnahme von Medikamenten bei gleichzeitigem Alkoholkonsum zu einer Intoleranz führt. Diese Art ist in der Regel vorübergehend, sofern die Medikamente nicht dauerhaft gegen chronische Erkrankungen eingenommen werden müssen. Werden die Arzneien abgesetzt, kann Alkohol für gewöhnlich wieder vertragen werden.
Gibt es Mittel zum Einnehmen, die den Konsum von Alkohol wieder ermöglichen?
Nein. Verständlicherweise gibt es in diesem Bereich auch keine Forschung, da derlei Mittel den Konsum von Alkohol steigern würden und dadurch ein hohes Missbrauch-Risiko aufweisen.
Ernährung bei Alkoholintoleranz
Worauf ist bei der Ernährung zu achten?
Grundsätzlich muss darauf geachtet werden, dass Alkohol generell vermieden wird. Doch dieser steckt, wie bereits erwähnt, nicht nur in Wein, Bier und Spirituosen. Auch in vermeintlich alkoholfreien Varianten dieser Getränke finden sich Spuren von Alkohol. Ebenso wie in manchen Kuchensorten, Snacks und Desserts, Pralinen, Saucen und Medikamenten sowie Nahrungsergänzungsmitteln. Genaues Hinschauen und das Studieren der Zutatenliste reichen hier nicht immer aus, denn bereits bei den als alkoholfrei vermarkteten Getränken findet sich ein – zugegeben geringer – Restgehalt, der nicht deklariert werden muss. Gleiches gilt für den Alkohol als Zutat in Lebensmitteln. Dieser Restgehalt reicht bei sehr empfindlichen Menschen jedoch bei entsprechendem Konsum bereits aus, um die Symptome einer Alkoholintoleranz auszulösen.
Kann Alkohol aus Speisen entfernt werden?
Verlangt das Rezept nach Wein in der Sauce oder dem Einlegen in Bier, muss das bei einer Alkoholintoleranz nicht immer problematisch sein. Hier kommt es auf die genaue Zubereitung an.
Alkohol verdampft bei 78,32 °C. Kann der Dampf abziehen, bleibt zwar das Aroma, nicht aber Ethanol zurück. Im Grunde muss also nur auf eine ausreichende Temperatur und Kochdauer geachtet werden, um den Beschwerde-auslösenden Alkohol aus den Speisen zu entfernen. In Alkohol mariniertes Fleisch oder entsprechend zubereitete Weinsaucen werden daher problemlos vertragen und stellen auch bei schweren Fällen der Alkoholunverträglichkeit kein Risiko dar.
Quellen
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