Noch ist sie vergleichsweise unbekannt – das zunehmende Bewusstsein für Weizenunverträglichkeit lässt aber immer mehr Menschen vermuten, dass sie unter einer ebensolchen leiden.
Weizenunverträglichkeit
Was ist eine Weizenunverträglichkeit?
Bei einer Weizenunverträglichkeit reagiert der Körper empfindlich auf ATIs – die sogenannten Amylase-Trypsin-Inhibitoren. Hierbei handelt es sich um Getreideeiweiße, die dafür sorgen können, dass entzündungsfördernde Substanzen ausgeschüttet werden und hierdurch für Beschwerden sorgen.
Es handelt sich bei der Weizenunverträglichkeit oder Weizensensibilität also nicht um eine Allergie oder Unverträglichkeit gegenüber Gluten. Statt des Klebereiweißes führen andere Substanzen im Getreide zur Freisetzung der Entzündungsmediatoren im Organismus und damit zu den Symptomen.
Vermutet wird, dass es sich hierbei um die bereits erwähnten ATIs handelt. Neben diesen stehen sogenannten “Fermentierbaren Oligo-, Di- und Monosaccharide und Polyole” – kurz auch FODMAPs genannt – im Verdacht, für die, mit einer Weizenunverträglichkeit einhergehenden Beschwerden verantwortlich zu sein. Dass die im Verdacht stehenden Kohlenyhdrate eine mögliche Ursache der Weizensensitivität sind, wird auch durch eine jüngst veröffentlichte Studie bestätigt.
Was ist Weizen?
Bei Weizen handelt es sich um ein sehr beliebtes und stark kultiviertes Getreide. Es wird vor allem in der westlichen Welt als Basis für Brote und andere Backwaren, zur Herstellung von Teigwaren wie Pasta und Grieß und sogar für Weizenbier oder gesundheitsfördernde Weizengras-Drinks verwendet.
Weizen enthält hauptsächlich Kohlenhydrate, aber auch Eiweiße. Diese können bei empfindlichen beziehungsweise sensibilisierten Menschen für Beschwerden sorgen.
Wie viele Menschen sind von einer Weizenunverträglichkeit betroffen?
Tests zur Feststellung einer Weizenunverträglichkeit existieren bislang nicht. Zudem ist es aufgrund der ähnlichen Symptome schwierig, die Weizenunverträglichkeit von Zöliakie oder einer Weizenallergie abzugrenzen. Dementsprechend ist auch die Erhebung von Statistiken erschwert. Daher finden sich derzeit auch keine Zahlen zur Häufigkeit der Weizenunverträglichkeit.
Ursachen und Risikofaktoren einer Weizenunverträglichkeit
Was passiert bei einer Weizenunverträglichkeit im Körper?
Bei einer Weizenunverträglichkeit reagiert der Körper empfindlich auf bestimmte Inhaltsstoffe des Getreides. Diese führen zu einer vermehrten Ausschüttung von Entzündungsmediatoren.
In vielerlei Hinsicht sind die exakten Vorgänge bei einer Weizenunverträglichkeit jedoch noch nicht ausreichend erforscht.
Welche Arten der Weizenunverträglichkeit gibt es?
Im engeren Sinne existiert nur eine Art der Weizenunverträglichkeit – genauer gesagt eine Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität. Umgangssprachlich und fälschlicherweise werden teilweise jedoch auch die Glutenintoleranz oder die Weizenallergie als Weizenunverträglichkeit bezeichnet.
Wie entsteht eine Weizenunverträglichkeit?
Ebenso wie die Vorgänge im menschlichen Körper bei einer Weizenunverträglichkeit ist auch die Entstehung dieser Nahrungsmittelunverträglichkeit noch nicht ausreichend erforscht. Vermutet wird, dass eine genetisch bedingte Veranlagung eine Rolle dabei spielt.
Welche Risikofaktoren begünstigen die Entstehung einer Weizenunverträglichkeit?
Auch bei den Risikofaktoren für die Weizenunverträglichkeit herrscht bislang Unklarheit. Experten vermuten, dass genetische Faktoren, Lebensweise und Alter eine Rolle spielen. Zudem stehen allergieauslösende und reizende Substanzen in Nahrung und Umwelt im Verdacht, ebenfalls zu den potentiellen Risikofaktoren für die Weizenunverträglichkeit zu gehören.
Symptome einer Weizenunverträglichkeit
Welche Symptome treten bei einer Weizenunverträglichkeit auf?
Eine Weizenunverträglichkeit geht in der Regel mit Beschwerden des Magen-Darm-Trakts einher, die denen der Zöliakie ähneln. Dazu gehören:
- Übelkeit bis hin zum Erbrechen
- Magen- und Bauchschmerzen
- Krämpfe im Magen und Darm
- Durchfälle
- Starke Blähungen
Hinzukommen können jedoch auch andere Symptome, die auf den ersten Blick nichts mit der Verdauung zu tun haben. Unter diesen finden sich:
- Hauterreaktionen, wie Ausschläge, Trockenheit und dadurch bedingter Juckreiz
- Kopfschmerzen bis hin zur Migräne
- Schmerzen in Muskeln und Gelenken
- Ständige Müdigkeit und Schwäche
- Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivität
Vorsicht ist allerdings bei sehr schweren Symptomen geboten. Kommt es beispielsweise zu anhaltendem und blutigem Durchfall, schwellen Schleimhäute und Haut an, tritt Heuschnupfen auf oder leidet der Kreislauf, kann eine Glutenunverträglichkeit oder auch Weizenallergie die Ursache dafür sein.
Wann solltest Du bei Verdacht auf Weizenunverträglichkeit zum Arzt gehen?
Treten die oben genannten Symptome auf, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Das gilt auch dann, wenn die Beschwerden nicht mit dem Verzehr von Weizen in Verbindung gebracht werden können.
Diagnose einer Weizenunverträglichkeit
Wie wird eine Weizenunverträglichkeit festgestellt?
Es gibt – wie bereits erwähnt – bisher keinen Test für die Weizenunverträglichkeit. Daher wird die Diagnose auch nicht über ein eindeutiges Prüfverfahren, sondern stattdessen über den Ausschluss von Zöliakie und Weizenallergie festgestellt.
Zeigen sich die Tests hierfür negativ und schafft eine weizen- beziehungsweise glutenfreie Ernährung aber trotzdem Abhilfe, ist die Weizenunverträglichkeit wahrscheinlich.
Behandlung einer Weizenunverträglichkeit
Wie kann eine Weizenunverträglichkeit behandelt werden?
Es existiert – bislang – keine ursächliche Behandlung für eine Weizenunverträglichkeit. Der strikte Verzicht auf Weizen oder auch eine erhebliche Reduzierung des Weizens auf dem Speiseplan kann jedoch die Symptome lindern.
Ernährung bei Weizenunverträglichkeit
Worauf ist bei der Ernährung zu achten?
Wer unter einer Weizenunverträglichkeit leidet, muss nicht zwangsläufig auf jedwedes Getreideprodukt oder auch nur komplett auf Weizen verzichten. Häufig reicht es aus, die Menge an Weizen im eigenen Speiseplan zu reduzieren beziehungsweise auszutesten, welche Mengen vertragen werden. Es kann sich auch lohnen, auf Pseudogetreide, wie zum Beispiel Buchweizen auszuweichen. Auch Mais-, Reis- oder Nussmehle bieten interessante Alternativen.
Da die Grenze der Verträglichkeit individuell ist, sollte sie zudem auch individuell festgelegt werden. Viele Betroffene vertragen beispielsweise Weizenbrötchen oder -brot problemlos, solange sich die Menge in Grenzen hält. Werden am selben Tag aber zusätzlich Pasta und Weizenbier verzehrt oder direkt zum Nachtisch noch Grießprodukte genossen, können erhebliche Beschwerden auftreten.
Hier entscheidet also die Menge über die Symptome.
Tipps, um die Weizenunverträglichkeit zu umgehen
Grundsätzlich hilft es, den Getreideanteil im eigenen Speiseplan zu reduzieren. Brot, Kekse, Cracker, Pasta und Nachspeisen haben zwar häufig eine Weizenbasis, können aber ebenso durch Varianten aus Pseudogetreide ersetzt werden. Auch Obst, Gemüse, Kerne, Samen und Nüsse können eine geeignete Alternative bieten.
Geeignete Varianten und Angaben zum möglichen Weizenersatz finden sich beispielsweise in entsprechenden Foren zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Zudem ist die Hilfe durch einen Ernährungsberater sinnvoll, beispielsweise um die individuelle Verträglichkeitsgrenze für Weizen zu finden oder den Speiseplan zu bereichern, anstatt ihn durch die Unverträglichkeit einzuschränken.
Quellen
- Martin Storr: Der Ernährungsratgeber zur FODMAP-Diät : Die etwas andere Diät bei Reizdarm, Weizenunverträglichkeit und anderen Verdauungsstörungen. W. Zuckschwerdt Verlag, 2015, ISBN 3863711599
- Zöliakie: Eine schwierige Spurensuche. In "Ärzte-Zeitung", (2015), 106, ISSN 0175-5811
- Innovative Gebäcke aus alter Getreidesorte Wie Dinkel hat auch Emmer überzeugende Eigenschaften. In "Allgemeine BäckerZeitung", (2014), 19, ISSN 0341-2490
- Guandalini, S. and I. Polanco (2015). "Nonceliac gluten sensitivity or wheat intolerance syndrome?" J Pediatr 166(4): 805-811.
- de Lorgeril, M. and P. Salen (2014). "Gluten and wheat intolerance today: are modern wheat strains involved?" Int J Food Sci Nutr 65(5): 577-581.
- Mamone, G., et al. (2011). "Proteomic analysis in allergy and intolerance to wheat products." Expert Rev Proteomics 8(1): 95-115.