Wenn Lebensmittel gefährlich werden: Das Wichtigste über Lebensmittelallergien - LYKON
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Wenn Lebensmittel gefährlich werden: Das Wichtigste über Lebensmittelallergien

February 29, 2024 • Marcela Ohlgart

Können gesunde Lebensmittel auch ungesund oder gar gefährlich sein? Kurzum, ja! Und zwar bei einer Lebensmittelallergie. Diese wird durch eine überschüssige Reaktion des Immunsystems auf an sich harmlose Proteine in bestimmten Lebensmitteln ausgelöst. Und das kommt gar nicht mal so selten vor: Bei 3,7 % der Erwachsenen und 4,2% der Kinder in Deutschland wurde laut einer Studie eine Lebensmittelallergie diagnostiziert. Allerdings wird vermutet, dass die Dunkelziffer weitaus höher liegt: Rund 20% der Menschen könnten an einer unentdeckten Lebensmittelallergie leiden.

 

Was ist eine Lebensmittelallergie?

Viele verschiedene Stoffe und Substanzen gelangen tagtäglich in unseren Körper. Die meisten davon sind harmlos bzw. sehr wichtig für uns. Keime und Krankheitserreger jedoch werden von unserem Körper bekämpft. Und hier kommt unser Immunsystem ins Spiel. Eine Reihe von verschiedenen Proteinen, Antikörpern, Abwehr- und Fresszellen helfen dem Körper unerwünschte Eindringlinge unschädlich zu machen.

Bei einer Allergie jedoch ist das Immunsystem fehlgeleitet und reagiert überempfindlich auf eigentlich harmlose Stoffe. Bei einer Lebensmittelallergie sind dies Eiweiße aus Nahrungsmitteln. Das Immunsystem versucht diese, wie auch bei einer normalen Immunabwehr, zu „bekämpfen“. Als Reaktion werden IgE-Antikörper freigesetzt, welche anschließend bewirken, dass Histamin ausgeschüttet wird. Letztendlich ist dieses für die allergietypischen Symptome verantwortlich. IgE-Antikörper (Immunglobuline der Klasse E) können im Blutserum nachgewiesen werden und eine Nahrungsmittelallergie aufdecken.

 

Die häufigsten Lebensmittelallergien

Theoretisch kann gegen jedes Lebensmittel, vorausgesetzt es enthält Eiweiße, eine Allergie gebildet werden. Da viele "verwandte" Lebensmittel eine ähnliche Eiweißstruktur aufweisen, kommt es oft vor, dass auf mehrere Lebensmittel allergisch reagiert wird. Bei einer Nuss-Allergie zum Beispiel wird oft nicht nur auf eine Nuss-Sorte reagiert, sondern auf mehrere. Zusätzlich kann z.B. aufgrund einer Pollenallergie, durch eine ähnliche Eiweißstruktur, auch auf einige Lebensmittel eine Allergie gebildet werden (siehe 'Kreuzreaktionen' weiter unten).

 

Die 14 häufigsten allergieauslösenden Lebensmittel:

  • KuhmilchZu den bedeutendsten Lebensmittel-Allergenen tierischer Herkunft zählen Milch- und Milchprodukte. Diese Allergie tritt häufiger bei Kindern, als bei Erwachsenen auf und darf allerdings nicht mit der Laktoseintoleranz verwechselt werden.

  • Eier: Die Hühnerei-Allergie zählt bei kleinen Kindern neben der Kuhmilchallergie zu einer der häufigsten Allergien. Sie besteht jedoch in der Regel nur wenige Jahre und vor allem verbackene Eier, z.B. in Form von Kuchen oder Keksen, können oft nach 1-2 Jahren wieder vertragen werden.

  • Nüsse: Als Allergieauslöser sind speziell Hasel- und Walnüsse relevant. Je nach Sensibilisierungsgrad und Auslöser der Nussallergie, zeigen sich unterschiedlich schwere Symptome. Eine Kreuzreaktion mit frühblühenden Pollen ist ein häufiger Auslöser einer Nussallergie.

  • Erdnüsse: Erdnüsse gehören eigentlich zu den Hülsenfrüchten und sind deshalb nicht zwingend bei einer Nussallergie mit inbegriffen. Die Erdnussallergie ist die häufigste Nahrungsmittelallergien bei Kindern und bleibt oft auch im Erwachsenenalter bestehen. Oft sind die Symptome bei einer Erdnussallergie sehr stark und reichen hin bis zum allergischen Schock.

  • Meeresfrüchte: Zu den Meeresfrüchten gehören Krustentiere wie Krebse, Garnelen oder Hummer. Die Allergie entwickelt sich meist im Erwachsenenalter und richtet sich oft gegen mehrere Krustentiere. Fische hingegen werden meist gut vertragen.

  • Fisch: Eine Fischallergie bleibt meist ein Leben lang bestehen und richtet sich gegen alle Fischsorten, da der Hauptauslöser das Pavalbumin ist, ein Protein welches in allen Fischarten vorkommt. Meeresfrüchte und Muscheln werden in der Regel jedoch gut vertragen.

  • Gluten-haltiges Getreide: Meist wird eine Allergie gegen Weizen gebildet. Dies sollte aber nicht mit der Glutenintoleranz bzw. Zöliakie verwechselt werden, denn das sind komplett eigenständige Erkrankungen.

  • Sellerie: Die Sellerieallergie tritt meist in Kombination mit einer Pollen- oder Beifußallergie im Jugendlichen- oder Erwachsenenalter auf. Manchmal wird gekochter Sellerie vertragen. Auch gibt es Unterschiede in Bezug auf die Verträglichkeit von Stauden- und Knollensellerie.

  • Senf: Eine Senfallergie kommt vergleichsweise selten vor, ist wahrscheinlich jedoch die häufigste Allergie gegen Gewürze. Meist tritt die Allergie infolge einer Kreuzreaktion und sehr selten als alleinige Allergie auf.

  • Soja: Im Kindesalter tritt die Sojaallergie häufig als primäre, also isolierte Allergie auf. Im Erwachsenenalter hingegen tritt die Allergie oft aufgrund einer Kreuzreaktion bei Birkenpollenallergikern auf.

  • Lupine: Die Hülsenfrucht wird vor allem in mediterranen Ländern und Australien verzehrt, aber auch in Deutschland erreicht sie, in Form von Mehl oder als pflanzliche Proteinquelle, einer immer größer werdenden Beliebtheit. Kleine Mengen Lupine reichen meist bereits aus um starke Reaktionen hervorzurufen.

  • Sesam: Gegen Sesamsamen wird eher seltener eine Allergie gebildet, die Symptome können allerdings sehr stark ausgeprägt sein.

  • Schwefeldioxid und Sulfite: Hier sind vor allem Asthmatiker gefährdet. Sulfit kommt z.B. in Wein oder Trockenfrüchten vor. Um Schwefeldioxid und Sulfite zu meiden, sollte man auf Begriffe wie "ungeschwefelt" achten.

  • Weichtiere: Zu den Weichtieren gehören z.B. Muscheln, Schnecken, Calamari und Tintenfische. Eine Weichtierallergie tritt meist im Erwachsenenalter mit schweren einhergehenden Symptomen auf.


Pseudoallergien

Die Pseudoallergien sollten nicht mit einer "richtigen" Lebensmittelallergie verwechselt werden, da bei einer Pseudoallergie der immunologische Auslöser fehlt.  Dementsprechend können zur Diagnose auch nicht die gleichen Verfahren wie bei einer Lebensmittelallergie (Pricktest oder IgE-Antikörpertest) herangezogen werden. Bei einer Pseudoallergie reagiert der Körper meist auf künstliche Zusatzstoffe, Geschmacksverstärker oder aber auch auf natürliche Inhaltsstoffe eines Lebensmittels mit Hautirritationen, Verdauungs- oder asthmatischen Problemen.

 

Wie kommt es zu einer Lebensmittelallergie?

Lebensmittelallergien können angeboren sein oder im Laufe des Lebens erworben werden. Möglicherweise spielt die Genetik eine große Rolle, es ist jedoch schwierig bestimmte Risikofaktoren zu identifizieren. Man geht davon aus, dass neben den Genen, das Stillen im Säuglingsalter, eine weit umfassende Exposition verschiedener Nahrungsmittel im frühen Kindesalter, eine natürliche Geburt sowie die Vermeidung von Schimmel- und Tabakrauch präventive Faktoren sind. Ebenso kann eine ausgewogene Ernährung im Sinne der mediterranen Ernährungsweise und die Vermeidung von Übergewicht/ Adipositas präventiv wirken. Forscher gehe außerdem davon aus, dass es eine Verbindung zwischen der Darmgesundheit und der Entwicklung von Lebensmittelallergien geben könnte. Besonders eine gestörte Darmflora könnte ein Risikofaktor darstellen.

 

Kreuzreaktionen

Eine Kreuzallergie wird auch als sekundäre Allergie bezeichnet und ist bei Erwachsenen die häufigste Ursache für eine Nuss- oder Obst-Allergie. Eine Allergie richtet sich oft nicht nur gegen eine Substanz (Allergen), sondern auch gegen dessen "nahen Verwandten", die biologische sowie chemisch ähnlich aufgebaut sind und eine ähnliche Proteinstruktur aufweisen. Dementsprechend kann es sein, dass bei einer Pollenallergie auch eine Allergie gegen bestimmte Lebensmittel, wie einige Früchte oder Nüsse, vorliegt. Dies liegt daran, dass die Proteinstruktur von Pollen und bestimmten Früchten oder Nüssen sehr ähnlich sind und das Immunsystem so beide Substanzen bekämpft und IgE-Antikörper bildet.

 

Was sind die Symptome einer Lebensmittelallergie?

Allergische Reaktionen können in den verschiedenen Organsystemen auftreten. Typischerweise sind Haut und Schleimhaut, Atemwege, Mundhöhle und Darm am häufigsten betroffen. Die Symptome sind individuell unterschiedlich und können ebenso von der aufgenommenen Menge und Häufigkeit des Nahrungsmittels abhängig sein. Sie reichen von eher leichten Beschwerden bis hin zu sogar tödlichen Symptomen wie der allergische Schock. Bitte beachte allerdings, dass die meisten Symptome nicht nur bei Lebensmittelallergien beobachtet werden, sondern auch bei anderen Erkrankungen vorkommen können.

  • Gastrointestinaltrakt: Übelkeit/Erbrechen, Bauchkrämpfe, Durchfall, gastroösophagealer Reflux

  • Kreislauf: Allergischer Schock, Ohnmacht, Benommenheit/Schwindel, abfallender Blutdruck, Herzrasen

  • Haut: Ekzeme, Ausschlag, Juckreiz, Rötungen und Quaddeln, Angioödem
  • Augen: Juckreiz, Rötungen, Tränenfluss

  • Mund: Schwellungen Lippen/Zunge/Gaumen, Juckreiz

  • Respirationstrakt: Verstopfte Nase, Schnupfen, Husten, Schweratmigkeit/Atemnot, Zyanose
 

Wie kann ich Lebensmittelallergien diagnostizieren und behandeln?

Zunächst sollte eine gründliche Anamnese durchgeführt werden. Das heißt, man beobachtet wie man auf welche Lebensmittel reagiert und kann ggf. auch einen oralen Provokationstest durchführen. Das gilt natürlich nicht für extrem starke Symptome. In dem Fall bitte direkt die Lebensmittel meiden und ggf. einen Arzt aufsuchen. Bei Verdacht auf eine Lebensmittelallergie gibt es zwei Diagnosemöglichkeiten: Zum einen den Prick-Hauttest, bei dem die Substanz direkt auf die Haut gegeben wird, und zum anderen einen Bluttest auf IgE-Antikörper.

 

IgE-Antikörper-Test

Ein IgE-Bluttest kann einen direkten Nachweis von allergenspezifischen IgE-Antikörpern liefern. Hierbei wird die genaue Menge/Konzentration der IgE-Antikörper zu verschiedenen Lebensmitteln gemessen. Ein positives Ergebnis entspricht einer Sensibilisierung, also einer Nahrungsmittelallergie. Diese ist allerdings nur bei korrespondierenden Symptomen auch klinisch relevant. Hohe spezifische IgE-Konzentrationen korrelieren häufig mit einer klinischen Relevanz und neigen seltener zu einer Toleranzentwicklung als mittlere und niedrige IgE-Konzentrationen. Das heißt, dass der Körper zwar Antikörper gegen spezifische Lebensmittel bildet, jedoch gegen diese sozusagen tolerant ist und keine Symptome zeigt.

Du kannst einen IgE-Antikörper-Test beim Arzt durchführen oder in Zukunft auch bequem von zuhause aus mit unserem Lykon FOOD REACTION TEST.

 

Bei positivem Befund

Es gibt derzeit leider noch keine gesicherte Behandlungsmaßnahme von Nahrungsmittelallergien. Die beste Option besteht darin, die allergieauslösende Lebensmittel zu meiden. Besonders bei starken Symptomen ist es außerdem wichtig, genau zu wissen was zu tun ist, wenn doch mal unbeabsichtigt ein problematisches Lebensmittel verzehrt wird. Wenn das Allergen über einen längeren Zeitraum gemieden wird, kann es jedoch durchaus sein, dass sich die Allergie von alleine wieder zurückbildet. Aus diesem Grund kann ein Provokationstest nach einiger Zeit des Verzichts durchaus Sinn machen. Hierbei wird das allergieauslösende Lebensmittel, am besten unter Aufsicht eines Arztes, erneut verzehrt und die Reaktion des Körpers überwacht. Fällt der Provokationstest positiv aus, kann das Lebensmittel tatsächlich wieder in den Speiseplan integriert werden. Bei einigen Lebensmitteln kann auch die Zubereitungsform des allergieauslösende Lebensmittel entscheidend sein. So werden z.B. Früchte oft im rohen Zustand nicht vertragen, jedoch aber im gekochten oder gegarten Zustand.

 

 

 

Quellen:

 

Deutscher Allergie- und Asthmabund: Nahrungsmittelallergien, https://www.daab.de/ernaehrung/nahrungsmittel-allergien/ausloeser/uebersicht/weitere-ausloeser/, abgerufen am 24.04.19

Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie: Leitlinie zum Management IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien, http://www.dgaki.de/wp-content/uploads/2010/05/Leitlinie_Management_IgE-vermittelter_Nahrungsmittelallergien-S2k-LL_Allergo-Journal_11-2015.pdf, abgerufen am 23.04.19

Medizinische Universität Wien: Nahrungsmittelallergie / Die 14 wichtigsten Allergene, https://www.meduniwien.ac.at/hp/nahrungsmittelallergie/nahrungsmittelallergie/die-14-wichtigsten-allergene/, abgerufen am 24.04.19

Patel, B.Y., Volcheck, G.W. (2015) Food Allergy: Common Causes, Diagnosis, and Treatment, in: Mayo Clin. Proc. 90, 1411–1419 (2015)